Sorgeverhältnisse

feministische Studien

Nach 13 Jahren ist wiederum ein Heft der Feministischen Studien schwerpunktmäßig dem Thema Care / fürsorgliche Praxis gewidmet. Blickt man zurück auf die im Extraheft der Feministischen Studien zu Fürsorge – Anerkennung – Arbeit im Jahre 2000 verhandelten Themen, so wird Unabgegoltenes, aber auch Weitergeführtes deutlich: Fürsorge als politisches Korrektiv war eine der Thematiken­, zu denen Christel Eckart, Joan Tronto und Margrit Brückner aus zeit-, demokratie- und sozialpolitischer Perspektive zur Jahrhundertwende Analysen und Vorschläge vorlegten, die Mechthild Veil mit einer Kritik der Arbeitspolitik in Deutschland ergänzte. Erschien das Heft nur wenige Jahre nach Einführung der Pflegeversicherung, so ist die Pflege und Betreuung alter Menschen inzwischen ein Thema geworden, das fast täglich die Presse füllt und zu immer neuen Gesetzesinitiativen führt. Aber auch die Fragen der Kinderbetreuung und der Erziehung sind auf die politische Agenda gekommen, vom Elterngeld über das Recht auf einen KITA-Platz bis hin zum Betreuungsgeld. Die Tatsache existenzieller Angewiesenheit aller Menschen auf die Fürsorge anderer wird gerade in alternden Gesellschaften, zu denen auch Deutschland zählt, unausweichlich.
Die gesellschaftlichen Debatten und auch sozialpolitische Regelungen im Bereich Care / fürsorgliche Praxis sind voran geschritten, ohne dass sich die Richtung der gesellschaftspolitischen Entwicklung grundsätzlich geändert hätte. …


Dark Continents und das UnBehagen in der weißen Kultur Rassismus, Gender und Psychoanalyse aus einer Critical-Whiteness-Perspektive

Martina Tißberger

Mit Sigmund Freuds Allegorisierung weiblicher Sexualität als dark continent verweist er unbeabsichtigt auf die Konfluenz von ›Rasse‹ / ›Primitivität‹ und Gender / ›Weiblichkeit‹ als konstitutive Ausschlüsse von Subjekt und Kultur der Moderne. Whiteness und Phallus werden zum Fetisch, ›Rasse‹ und ›Weiblichkeit‹ zum Vor-und-Außerhalb dieses Subjekts – zu seinem Unbewussten. Aufgrund von Freuds ambivalenter Position als Jude in einer antisemitischen und als weißer Mann in einer kolonialistischen und sexistischen Gesellschaft hat seine Psychoanalyse das Potenzial, reaktionären als auch revolutionären Zwecken zu dienen.

Martina Tißbergers Studie geht mithilfe von Judith Butlers dekonstruktiver Lesart der Psychoanalyse queer durch ihre Episteme der Frage nach, wie Rassismus und Sexismus ›unter die Haut‹ gehen und wie sie zu ›eingefleischtem Wissen‹ werden, das sich gegen Aufklärung immunisiert. Ihre postkolonial-poststrukturalistische Kritik an der psychoanalytischen Kultur- und Subjekt(ivierungs)theorie legt offen, welche Bemächtigungsgeschichten in ihrem ›topisch‹ Unbewussten gespeichert sind. Mit der Dynamik gegen die Topik liest sie das Unbehagen in der weißen Kultur und argumentiert, dass die Nervosität des Weißseins, wenn der ›der verlorene Referent spricht‹ –  die Bemächtigungsgeschichte das Subjekt von Whiteness heimsucht –, zum Ausgangspunkt für die Destabilisierung von Whiteness als unbewusstem Kern des Rassismus gemacht werden soll.


Text. Nation. Geschlecht. Schriftstellerinnen der polnischen Romantik

Samanta Gorzelniaks Untersuchung ist ein Plädoyer für Dezentrierung,
Vieldeutigkeit und Komplettierung der Forschung und Lehre zur polnischen
Romantik.
Aufgrund ihrer sich mittels Verschriftlichung eröffnenden Tradierbarkeit
wurden die in der polnischen Romantik entstandenen Texte aus weiblicher
Feder zu expliziten Botschaften an Leserinnen und nachfolgende
Schriftstellerinnen-Generationen. Diesen Umstand stellt Samanta Gorzelniak
in den Mittelpunkt ihrer Untersuchung. Dabei fokussiert sie auf die
Spannung, die sich aus der Diskrepanz von Liebesideal und Realität ergibt.
Ihr Ansatz komplettiert damit die Forschung zur polnischen Romantik durch
eine bisher verborgene Linie.


GESCHLECHT UND POLITISCHE PARTIZIPATION IN ASIEN

femina politica: 2/2013

ist ein Kontrastprogramm zur aktuellen Neuauflage bekannter geschlechterpolitischer Debatten in der
Bundesrepublik und beschäftigt sich mit einer von der deutschen Politikwissenschaft nur wenig beachteten Region.
Das vielfaetige „Laboratorium“ geschlechterpolitischer Projekte und Kontroversen in Asien lohnt eine verstärkte
Rezeption gerade in vergleichenden politikwissenschaftlichen Studien. Nur kurz herausgegriffen aus dem restlichen
Heft sei der Blick auf das kuenstlerische Projekt Lady Gaga im Forum sowie vier Beitraege, welche die
feministische Wissensproduktion vor dem Hintergrund vielfach diskutierter Oekonomisierungsprozesse in
Forschung und Lehre reflektieren.


 

an.schläge. das feministische Magazin. Diesmal: Horror!

Lange Zeit beherrschte die klassische Konstellation „männlicher Bösewicht bedroht weibliche Unschuld“ den Horrorfilm. Doch während der vergangenen Jahrzehnte haben eine Reihe starker weiblicher Figuren das Horrorgenre mitgeprägt – Carrie aus dem gleichnamigen Horrorklassiker, dessen Neuverfilmung dieser Tage in den Kinos anläuft, ist nur eine von vielen. Im aktuellen an.schläge-Schwerpunkt wollen wir wissen: Wie viel Handlungsmacht besitzen Monsterheldinnen? Wie feministisch ist das Final Girl? Und wie werden Gefahr und queere Erotik miteinander verknüpft?

 

Im Horror-Schwerpunkt geben sich Genre-Liebhaber_innen ein Stelldichein:

Julie Miess erläutert ihre Liebe zu Monstern, die Macher_innen des /slash Filmfestivals analysieren den Status quo des Fantastischen Kinos und vier Horrorfilm-Fans präsentieren ausgewählte Grusel-Motive (männermordende Wespenfrauen! Zombies auf Shopping-Tour!). Besonderes

Highlight: Kimberly Peirce, Regisseurin der neuen „Carrie“-Filmversion, erzählt vom Horror unterdrückten Begehrens und der Ambivalenz von Mutter-Tochter-Beziehungen. Elisabeth Streit wirft einen Blick auf Frauen in Horrorfilmen, die „zu viel“ fühlen, und Michaela Wünsch entlarvt den Serienkiller, dessen „weiße“ Identität durch die (weiße) Maske paradoxerweise betont wird. All die Filmtipps in den einzelnen Beiträgen sollten für einen schaurigen Winter ausreichen. Und vom drögen Klischee, Frauen würden keine Horrorfilme mögen, wollen wir jetzt wirklich nichts mehr hören.


LGBTI-Referat in Berlin soll Miete zahlen: offener Brief

Das Referat für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Inter, kurz LGBTI-Referat an der Humboldt-Universität zu Berlin soll Raummiete zahlen, weil u.a. „am hochschulpolitischen Gehalt“ der dort organisaierten Veranstaltungen gezweifelt wird. Hier gibt es den offenen Brief an die Beauftragte für Beschwerden nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG).


Queerulant_in
Queere Politiken und Praxen, unbezahlbar und kostenlos

Erschienen: 4/2013

folgende Artikel enthalten:

  • LGBT*IQ und Asyl: „Nach Einschätzung des BAMF wird im Asylverfahren eine begründete Furcht vor Verfolgung wegen der sexuellen Orientierung eher selten vorgetragen und glaubhaft gemacht.“
  • Xie*: Pronomen ohne Geschlecht.
  • Bifeindlichkeit: Unsichtbarkeit von Bisexualität und Stereotype gegenüber Bisexuellen.
  • Die Thematisierung von Trans* in der sexualpädagogischen Bildungsarbeit
  • Fremde Federn. Dragqueens auf dem CSD – was machen die da eigentlich?
  • Schwules koreanisches Kino: Miracle on Jongno Street.
  • Interview zum Thema Blutspende. “AIDS ist keine ehrenrührige Krankheit.” Mario Ferranti von der AIDS-Hilfe Marburg e.V. im Gespräch.